Station 1: Maekawa Residenz

Um zu dem Stadtteil Mibu zu gelangen, steigen wir an der Bushaltestelle Shijō – Ōmiya (四条・大宮バス停) aus. Diese wird von den Linien 8, 11, 26, 28, 32, 46, 91, 201, 283, 206 und 207 angefahren. Alternativ können auch die Züge der Hankyū Linie benutzt werden. Diese halten ebenfalls an der Haltestelle Ōmiya (大宮駅).

Anschließend richten wir uns gen Westen und folgen der Straße Shijō (四条), um nach links in die Straße Bōjō (坊城通) einzubiegen. Wir überqueren den Bahnübergang und folgen der Straße bis zur ersten Kreuzung Bōjō – Ayanakōji (坊城通・綾小路通 ). Unser erstes Ziel ist das Eckhaus zu unserer Linken, dessen Eingang sich zur Straße Ayanakōji (綾小路通) hin befindet.

Maekawa Residenz (旧前川邸) – Das erste Hauptquartier der Shinsengumi

〒604-8811 京都市中京区壬生賀陽御所町49

〒604-8811 Kyōto-shi, Nakagyō-ku, Mibukayōgosho-chō 49

Website:

Telefon:

www.kyu-maekawatei.com

+81 757520227

Öffnungszeiten: Samstags und Sonntags von 10:00 – 17:00 Uhr

Heutzutage leben Privatpersonen in dem Haus, deshalb wird auf der Website der Maekawa Residenz darum gebeten, dass Grundstück außerhalb der Öffnungszeiten nicht zu betreten.

Die Residenz ist nur begrenzt begehbar. Es finden sich zwei Informationstafeln am Eingang und im Hof, beide sind jedoch in japanischer Sprache. Zudem können während der Öffnungszeiten Postkarten und kleine Souvenirs gekauft werden.

Ankunft in Kyōto

Im Jahr 1862 (Bunkyu 2) begann die Shōgunatsregierung Samurai anzuwerben, um eine neue Einheit ins Leben zurufen. Sie sollten den neuernannten Protektor von Kyōto, Fürst Matsudaira Katamori, Daimyō von Aizu, bei der Vertreibung von Shōgunatsgegnern unterstützen. Anlass dafür war der Besuch des Shōgun Tokugawa Iemochi in Kyōto. Um mehr Männer für die neu gegründete Einheit zu gewinnen, verkündete die Regierung eine Generalamnestie für all diejenigen, die sich dem Rōshi Korps anschlossen. Nach nur kurzer Zeit wuchs das Korps auf mehrere hundert Mann an, die hauptsächlich aus dem Osten Japans stammten.

Am 08. Februar 1863 (20. Tag des 12. Monats Bunkyu 2) verließ die Rōshigumi als Vorhut des Shōguns Edo (heute Tōkyō), um zwei Wochen später ihr Hauptquartier im Dorf Mibu aufzuschlagen. Mibu war damals eine sehr ländliche Gegend, die von Äckern umgeben war. Die Mitglieder des Korps bezogen Quartier in den nahegelegenen Tempeln und Privathäusern.

Die Idee zur Gründung des Rōshi Korps stammte von Matsudaira Chikaranosuke, dem Vorsitzenden der Schwertkampfabteilung der Militär Akademie in Edo. Organisiert wurde die Truppe jedoch von Kiyokawa Hachirō und Yamaoka Tesshū. Kurz nach der Ankunft in Kyōto wollte Kiyokawa die Einheit dafür nutzen seine eigenen politischen Interessen durchzusetzen. Er verkündete vor seinen Männern, dass die Loyalität der Einheit beim Kaiser Kōmei liege und ihre Aufgabe darin bestehe, dem Kaiser bei der Vertreibung der ausländischen Barbaren zu unterstützen. Kiyokawa beging damit in den Augen des Shōgunats Verrat. Er wurde zusammen mit dem Rōshi Korps unter einem Vorwand zurück nach Edo beordert, um sich seiner zu entledigen.

Dreizehn Männer weigerten sich jedoch Kiyokawa zurück nach Edo zu folgen. Stattdessen traten sie aus dem Rōshi Korps aus und baten den Protektor von Kyōto, Matsudeira Katamori, um die offizielle Erlaubnis den Shōgun bis zum Ende seines Aufenthalts in Kyōto zu beschützen. Gemeinsam formten sie die Shinsengumi.

Die Folter von Furutaka Shuntarō (1864)

 Die Shinsengumi bestimmte die Maekawa Residenz von Maekawa Shōji zu ihrem Hauptquartier und Kondō Isami, Hijikata Tōshizo, sowie Okita Sōji nutzten sie als ihr Privatquartier. Damit wurde das Haus zum Schauplatz wichtiger historischer Geschehnisse, unter anderem der Folter von Furutaka Shuntarō, dessen Informationen Anstoß zu dem berüchtigtem Ikedaya Zwischenfall gaben.

Maekawa Residenz

Furutaka war ein kaisertreuer Shōgunatsgegner, der unter dem Synonym Kiemon einen Laden namens Masuya betrieb. Sein Geschäft lag in der Nähe der Gaststätte Ikedaya und der Hauptquartiere von Tosa und Chōchū. Furutaka nutze diese strategisch günstige Lage um Anhänger der sonnō-jōi Bewegung heimlich Unterschlupf zu geben. sonnō-jōi bedeutet übersetzt so viel wie „Verehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren“. Die Anhänger dieser Bewegung, die oft auch als shishi bezeichnet wurden, hatten sich die Abschaffung des Tokugawa Shōgunats und Gründung einer Regierung mit dem Kaiser als Oberhaupt zum Ziel gesetzt.

Es war allgemein bekannt, dass das Gasthaus Ikedaya regelmäßig Samurai aus Chōshū beherbergte. Da die politische Situation in Kyōto äußerst angespannt war, setzte die Shinsengumi unter anderem Yamazaki Susumu und Shimada Kai als Spione ein, um aufrührerische shishi ausfindig zu machen. Anfang Juni verfolgten sie den Diener des hochrangigen Loyalisten und Anti-Shōgunats Anhänger Miyabe Teizō. Der Diener führte sie zum Masuya. Am frühen Morgen des 05. Junis (2. Tag des 5. Monats Genji 1) stürmte die Shinsengumi mit über zwanzig Mann – unter ihnen Nagakura Shinpachi, Okita Sōji, Harada Sanosuke und Inoue Genzaburō – das Geschäft, um Miyabe festzunehmen. Dieser war jedoch bereits zum Chōshū Anwesen geflüchtet. Stattdessen wurden im Haus versteckt Waffen, Munition und belastende Dokumente entdeckt. Furutaka wurde als Besitzer des Masuya festgenommen und zum Verhör ins Hauptquartier der Shinsengumi nach Mibu gebracht.

Die gefundenen Dokumente und Briefe enthüllten die Pläne von Miyabe und seinen Anhängern. Sie hatten geplant den Kaiser zu entführen, den Palast niederzubrennen und den Protektor Kyōtos zu ermorden. Es wurden jedoch keine Details zu dem Komplott preisgegeben und Ort und Zeit blieben ein Rätsel. Die einzige Möglichkeit, um an die dringend benötigten Informationen zu gelangen, war Furutaka. Daher wurde er in einem zweistöckigen Lagerraum der Maekawa Residenz vom Kommandeur Kondō Isami und vom Vize-Kommandeur Hijikata Toshizō höchstpersönlich vernommen. Furutaka weigerte sich zunächst hartnäckig seine Kameraden zu verraten. Nagakura Shinpachi, erster Kapitän des zweiten Korps innerhalb der Shinsengumi, erinnerte sich später: „He was whipped until the skin on his back was shredded. He closed his eyes, clenched his teeth, and passed out, but would not open his mouth“.

Maekawa 2

Am Ende verlor Hijikata die Geduld. Er band Furutakas Hände hinter seinem Rücken zusammen und hängte ihn kopfüber von der Decke. Anschließend trieb er lange Holznägel durch dessen Füße an denen er brennende Kerzen befestigte. Das schmelzende Wachs verursachte unerträgliche Schmerzen. Nach einer halben Stunde brach Furutakas Wille und er verriet Kondō und Hijikata die Verstecke seiner Kameraden rund um Kawaramachi. Diese Informationen führten kurze Zeit später zum Ikedaya Vorfall.

Der Selbstmord von Yamanami Keisuke (1865)

Ein weiteres Ereignis, welches im Maekawa Haus stattfand, war der Selbstmord von Vize-Kommandeur Yamanami Keisuke. Sein Wunsch aus der Shinsengumi auszutreten muss wohl mehrere Gründe gehabt haben. Es heißt, dass Yamanami nach dem Ikedaya Zwischenfall zunehmend in Konflikt mit der Ideologie und der zunehmend arroganten Haltung der Shinsengumi stand. Zudem stimmte er der Verlegung des Hauptquartiers in den Nishi Hongan-ji nicht zu, da er es als eine Nötigung der Priester ansah. Er muss vermutlich das Gefühl gehabt haben, dass die Shinsengumi durch ihre schnellen Erfolge ihre ursprüngliche Bestimmung aus den Augen verloren hatte. Yamanami schrieb einen Abschiedsbrief in dem er seinen ehemaligen Kameraden seine Gründe erklärte und floh anschließend in die benachbarte Provinz Ōmi in die Stadt Ōtsu. Damit galt er als Deserteur und Deserteuren drohte gemäß den strengen Regeln der Shinsengumi der Tod.

Kommandeur Kondō und Vize-Kommandeur Hijikata hatten sich und ihren Männern einen eisernen Ehrenkodex auferlegt, der für Ordnung und Disziplin in der Truppe sorgen sollte. Verboten waren unter anderem Verstöße gegen den Ehrenkodex der Samurai, Kämpfe aus persönlichen Gründen und das Verlangen von Geld für ihre Dienste. Diese ehrlosen Vergehen wurden mit dem Tod bestraft. Weiterhin wurde ritueller Selbstmord gefordert, sollte man seinen Feind nicht besiegen oder von hinten verwundet werden. Durch diesen strengen Kodex starben zahlreiche Shinsengumi Mitglieder durch ihre eigene Hand oder die Hand ihrer früheren Kameraden.

Auch der Austritt aus der Shinsengumi war verboten, deshalb folgte Okita Sōji seinem ehemaligen Vize-Kommandeur nach Ōtsu, wo er ihn stellte. Yamanami willigte kampflos ein nach Mibu zurückzukehren und sich seiner Strafe zu stellen. Im Maekawa Haus traf er seine früheren Mitstreiter und empfing den Befehl Selbstmord zu begehen. Am 20. März 1865 (23. Tag des 2. Monats Genji 2) führte er den Befehl mit Okita Sōji als Sekundanten aus. Nagakura berichtete später von „Kondō’s praise for the splendidness“ mit der Yamanami seinen Selbstmord vollzogen haben soll.