Station 2: Yagi Residenz

Wir wenden uns von der Maekawa Residenz ab und biegen nach links in die Bōjō-dōri (坊城通) ein. Nach nur wenigen Metern, finden wir einen Laden, der japanische Süßigkeiten verkauft. Er nennt sich Kyōto Tsuruya Kakujuan (京都鶴屋鶴寿庵). Neben diesem Geschäft steht am Straßenrand ein Gedenkstein, der an die Shinsengumi erinnert. Der Gedenkstein markiert den Eingang zu unserem zweiten Halt.

Yagi Residenz

Yagi Residenz (八木邸) – Die Ermordung Serizawa Kamos

〒604-0000 京都市中京区壬生梛ノ宮町 24

〒604-0000 Kyōto-shi, Nakagyō-ku, Mibunagi no Miyachō 24

Website:

Telefon:

www.mibu-yagike.jp

+81 758410751

Öffnungszeiten: Führungen auf Japanisch täglich von 9:00 – 17:00 Uhr
Eintritt: 1.000 Yen (beinhaltet Grüntee und eine Süßigkeit)

Eintrittskarten können im Süßigkeitengeschäft Kyōto Tsuruya Kakujuan (京都鶴屋鶴寿庵) nebenan gekauft werden.

Um die Yagi Residenz betreten zu können, wird eine Eintrittskarte benötigt. Mit dieser kann an einer japanischsprachigen Führung teilgenommen werden, während der die Geschichte des Hauses anschaulich erklärt wird. Die Führung endet mit einer Schale Matcha Tee und einer Kostprobe aus dem traditionellen Süßigkeitenladen von nebenan.

Die Residenz gehörte Yagi Gennojō, einem niedrigen Samurai und dem Dorfvorsteher Mibus. Die Informationstafel der Stadt Kyōto weist darauf hin, dass in der Yagi Residenz die Shinsengumi gegründet worden war. Dies entspricht jedoch nur zum Teil der Wahrheit. Tatsächlich war es so, dass Serizawa Kamo, der zweite Kommandeur der Shinsengumi, das Haus für sich und seine Anhänger beanspruchte, während Kondō mit seinen Gefolgsläuten in der Maekawa Residenz wohnten.

Die Ermordung von Serizawa Kamo

Serizawa Kamo stammte aus einer wohlhabenden Samuraifamilie von niedrigem Rang aus dem Lehen Mito. Bevor er dem Rōshi Korps beitrat, war er Mitglied in der fremdenfeindlichen und kaisertreuen Tengu Partei. Wegen dem Mord an drei Untergebenen wartete er in Edo (heute Tōkyō) auf die Vollstreckung seines Todesurteils, als die Tokugawa Regierung eine Generalamnestie ausrief, um auf diese Weise mehr Männer für das Rōshi Korps zu gewinnen. Serizawa nutze seine Chance, trat dem Rōshi Korps als Kommandeur bei und reiste nach Kyōto.

Nach der Gründung der Shinsengumi kristallisierten sich bald zwei Parteien innerhalb der Truppe heraus. Auf der einen Seite standen Kondō und Hijikata zusammen mit den Schülern ihrer Schwertkampfschule Shieikan und auf der anderen die Serizawa und seine Anhänger aus Mito.

Nachdem sich die Shinsengumi vom Rōshi Korps abgesplittet hatte, musste sich die Truppe zunächst aus eigener Tasche finanzieren. Die Männer um Kondō hatten die Möglichkeit sich finanzielle Mittel und Ausrüstung von ihren Verwandten aus der Nähe von Edo schicken zu lassen. Für die rōnin, herrenlose Samurai, aus Serizawas Gruppe gab es diese Möglichkeit nicht. Stattdessen griffen sie zu Gewalt und nahmen sich was sie brauchten. Ihr Verhalten besserte sich auch nicht, als Serizawa und Kondō gemeinsam durch eine Petition die Unterstützung des Protektors Matsudaira und dem Aizu Klan bekamen.

Serizawa wird oft als galanter und gutaussehender Mann beschrieben, dessen grausamer Ruf ihm vorauseilte. Als „Dämon Serizawa“ war er für seine Brutalität und seinen Hang zu Alkohol und Frauen bekannt. So soll er zum Beispiel in seiner Heimat Mito die Frau eines wohlhabenden Händlers vergewaltigt haben. Als er entdeckte, dass er sich bei ihr mit Syphilis angesteckt hatte, hieb er sie in Rage mit seinem Schwert in Zwei und entsorgte ihre Überreste in einem nahegelegenen Fluss.

Ein weiterer Vorfall ereignete sich während seiner Zeit bei der Shinsengumi am 18. Juli 1863 (3. Tag des 6. Monats Bunkyu 3). Serizawa war zusammen mit weiteren Mitgliedern der Shinsengumi in Ōsaka. Sie tranken Sake und verbrachten den Abend in einem der Vergnügungsviertel. Wegen der Hitze trugen sie nur leichte Kleidung, die sie auch beim Schwertkampftraining verwendeten. In der Nähe des Flusses begegneten sie auf einer kleinen Brücke einem Sumōringer. Serizawa forderte ihn auf Platz zu machen, doch dieser weigerte sich, da er die Samurai wegen ihrer leichten Kleidung nicht als solche erkannte. Ohne zu zögern tötete Serizawa den Ringer und die Gruppe setzte ihren Weg fort. Später am Abend wurden sie von Freunden des Sumōringers ausfindig gemacht. Etwa zwanzig Männer hatten sich vor dem Bordell Sumiyoshi, in dem sich die Shinsengumi Mitglieder vergnügten, versammelt. Nach einem kurzen Blick aus dem Fenster, sollen Serizawa und seine Kammeraden unerschrocken hinaus gesprungen sein, um die Sumōringer zu attackieren. Während die Männer der Shinsengumi ohne weitere Verletzungen aus dem Kampf hervorgingen, beklagten ihre Gegner zehn Tote und zahlreiche Verletzte.

Diese und weitere Vorfälle sorgten dafür, dass sich der Ruf der Shinsengumi immer weiter verschlechterte. Es ging sogar so weit, dass die Daseinsberechtigung der Truppe angezweifelt wurde und Matsudaira Katamori drohte, seine Unterstützung zurückzuziehen.  Bevor es dazu kam, wurde Serizawa Kamo in der Nacht des 30. Oktobers 1863 (18. Tag des 9. Monats Bunkyu 3) von Kondō und Hijikata ermordet. Es gibt Vermutungen darüber, dass der Kommandeur und sein Vize auf inoffiziellen Befehl des Protektors gehandelt hatten.

Am besagten Abend luden Kondō und Hijikata Serizawa und seine Männer zu einer Party im Sumiya im Freudenviertel Shimabara ein. Trotz des anfänglichen Misstrauens entwickelte sich der Abend gut und es wurde eine rauschende Feier bei der reichlich Alkohol floss. Später zogen sich Serizawa und seine zwei Gefolgsleute Hirayama Gorō und Hirama Jūsuke in ihr Quartier in der Yagi Residenz zurück. Oume, die Geliebte Serizawas, wartete dort bereits auf sie. Es wurden zwei weitere junge Freudenmädchen gerufen und die drei Männer setzten die Feier in Serizawas Raum (奥の間) fort. In der Nacht, nachdem sich alle schlafen gelegt hatten, öffnete eines der Mädchen die äußere Schiebetür. Vor ihr standen zwei verhüllte Männer mit gezogenen Schwertern. Das Freudenmädchen ergriff die Flucht. Serizawa erwachte in letzter Sekunde, um sich selbst zu verteidigen. Doch er wurde von den Angreifern schwer verletzt und flüchtete sich ins Zimmer nebenan, in dem Yagi Gennojōs Frau und seine zwei jungen Söhne schliefen. Dort wurde Serizawa von hinten niedergestreckt und brach tot über den Kindern zusammen. Im Nebenraum lagen bereits die Leichen des geköpften Hirayama und Oume. Hirama und das zweite Freudenmädchen entkamen dem Attentat nur knapp.

Yagi Residenz 1

Am nächsten Morgen veröffentlichte Kondō einen Bericht in dem es hieß, dass der Kommandeur Serizawa Kamo und sein Gefolgsmann Hirayama von Unbekannten im Schlaf ermordet worden waren. Kondō Isami war damit der einzige Kommandeur der Shinsengumi und Hijikata Toshizō sein einziger Stellvertreter, nachem Yamanami Keisuke Selbstmord begangen hatte. Später wurden die Kämpfer der Shinsengumi in kleinere Einheiten eingeteilt, bei denen Okita Sōji die Leitung des ersten Trupps übernahm.

Auch heutzutage gibt es noch Spuren des Kampfes im Haus. Während der Führung können nicht nur die beiden Räume besichtigt werden, in denen das Attentat stattfand, sondern es wird auch auf eine deutliche Kerbe im Holz hingewiesen, die von einem der Angreifer mit seinem Schwert verursacht worden sein soll.